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D.C.S.P. - Politik Gesellschaft


2.) Naturschutz, Theorie & Praxis

Naturschutz ist zwar in vielen Ländern der Erde bloß ein häufig strapaziertes Schlagwort, insbesondere Politiker benützen für ihren PR Aufputz gerne den Naturschutz. In Wahrheit ist es meist eine leere Versprechung, wenn sie ihr Eintreten für den Naturschutz lautstark propagieren. Wenn es dann an die Umsetzung des Naturschutzgedankens geht ist meist kein Geld dafür da oder es werden bürokratische Hindernisse aufgebaut weil eine Interessenslobby zum Beispiel eine Schaffung eines Naturparkes verhindern will. Oft ist es dann dieselbe Lobby, welche den ursprünglich so für den Naturschutz eintretenden Politiker massiv mit Wahlspenden unterstützt. Insbesondere ist diese Vorgangsweise in Europa, Australien und Nordamerika "Gang und Gäbe".


In Japan und in den meisten auftrebenden Staaten Asiens verschwendet man von vornherein gleich keinen Gedanken an den Naturschutz und geht gleich zur beliebigen Nutzung der Natur über. Nachhaltigkeit ist in Asien anscheinend überhaupt unbekannt. Für Naturschutz gibt es fast keine Lobby.
Etwas besser ist die Situation in Südamerika und Mittelamerika, wenngleich dort die Korruption welche Naturschutzprojekte verhindert noch größer ist, als etwa in Europa. Trotzdem muß gesagt werden, daß der Naturschutzgedanke in Südamerika und vor allem in Mittelamerika und der Karibik immer mehr Platz greift. Dieses Verdienst ist vor allem der indigenen Bevölkerung zuzuschreiben, welche sich in zunehmendem Maße emanzipiert und sich nicht mehr willenlos ausnutzen lässt.


In Afrika ist die Situation sehr unterschiedlich. Einige Staaten betreiben eine vorbildliche Naturschutzpolitik und haben erkannt, daß damit auch viel Geld verdient werden kann. Andererseits sind in einigen Staaten Afrikas die schlimmsten Umweltverbrechen vorzufinden, es vielerorts auch schon großflächige totale Naturzerstörung gegeben hat, wo nicht einmal bescheidenste Sekundärnatur aufkommen kann.
In den Nachfolgestaaten der ehemaligen UDSSR ist die Situation ähnlich wie in Afrika.

An Hand von willkürlich aufgezählten Beispielen aus aller Welt soll verdeutlicht werden, daß das Eintreten von "Enviromental NGO's" , lokaler Naturschutzorganisationen und deren Aktivisten sowie meist in der Minderheit befindlicher lokaler Bevölkerungsteile für den Naturschutz eine Geschichte von Frustration, Enttäuschung und Wut ist, verbunden mit viel unbelohntem Engagement und Idealismus. Am Ende bleiben oft nur Tränen der Ernüchterung. Wer im Naturschutz arbeitet muß leidensfähig sein, einen unerschütterlichen Optimismus haben und darf vor Allem niemals aufgeben. Hartnäckigkeit, ja oft Sturheit und der unerschütterliche Glaube an das Ziel sind Grundvoraussetzungen dafür, daß gelegentlich doch ein Erfolgserlebnis zu haben ist. Auch als Einzelkämpfer kann man erfolgreich sein, wenngleich es meist eine nervenaufreibende Sache ist für den Erhalt der Natur, der Tier und Pflanzenwelt zu kämpfen.

A.) Gleich zu Beginn soll in Erinnerung gerufen werden, daß es auch Beispiele giebt, wo sich Vertreter aus allen Bevölkerungsschichten, getragen von der sympatischen Unterstützung eines Großteiles des Volkes gegen die gesamte Regierung, gegen eine mächtige Industrielobby und gegen den Gewerkschaftsbund durchgesetzt haben. Hainburg hieß das Unternehmen. Hainburg ist inzwischen nicht nur in Österreich ein Synonym fur erfolgreichen Wiederstand gegen rücksichtslose Naturzerstörung geworden. Es ist auch ein Beispiel dafür, daß mit relativ wenig Geldmittel auf Seiten der Naturschützer, dafür aber mit viel geschicktem Organisationstalent und entsprechendem Zusammenhalt der Kämpferinnen und Kämpfer für die Natur ein gemmeinsames Ziel erreicht werden kann. Der damalige Gewekschaftspräsident Benya sprach über die Herrlichkeit der Hainburger Au nur abfällig von einem "Gelsengestüpp". Sowas dokumentiert wohl nur die Gedankenwelt eines "Apparatschikhirnes" und zeigt auf daß der Mann nichts begriffen hat. "Vergesst's die Prügel nicht, wenn's in die Au fahrts und treibt's de Besetzer aussi aus der Au" waren die Hetzparolen von Gewerschaftsfunktionären in Weiz vor den Toren der "Elin" für die Arbeiter, welchen man eine Angst um ihren Arbeitsplatz eingeredet hat. In allen Bundesländern wurden Unterstützungskommitees von Seiten der Naturschützer gegründet. So auch in der Steiermark, wo ich für die Finanzierung zuständig war. Innerhalb von einigen Tagen konnten zehntausende Schillinge durch Spenden aufgetrieben werden, welche vorwiegend für die Bezahlung der Busse, die "campingwillige" Aktivisten nach Hainburg brachten, verwendet wurden. Auf Schleichpfaden wurden sie in die "hermetisch" von der Polizei abgeriegelte Au geschleußt. Durch Wochen waren tausende Österreicher ständig in der Au, besetzten diese erfolgreich. Weder eisige Kälte, noch tieffliegender Hubschrauberterror noch sonstige Unbillen brachen den Widerstand. Zwei Einzelepisoden, welche mir unvergesslich bleiben werden, sollen die damalige Stimmung und die Gefühle in ganz Österreich wiedergeben. Viele Tage stand ich am Grazer Hauptplatz mit Megafon und gab die neuesten Berichte aus der Au an die Grazer Bevölkerung weiter. Wir hatten in der "Dezentrale" in unserem steirischen Hauptqartier laufend Kontakt über ein damals geheimes Telefon inmitten der Au, zu den Steirern in der Au. Es mussten ja auch die Rücktransporte organisiert werden, viele hielten auf Grund der beissenden Kälte nur eine Nacht aus, frische Besetzer mussten gefunden werden. Wir hatten am Grazer Hauptplatz Solidaritätszelte aufgestellt, laufend kamen Frauen und Männer und wollten bis spät in die Nacht hinein nach Hainburg gebracht werden, suchten eine Mitfahrgelegenheit. Am Höhepunkt der Besetzung als die Einschüchterung der Besetzer immer ärgere Formen annahm schilderte ich einer Menschenansammlung von Naturschutzsympathisanten diese unerquickliche Situation. Es war um Mitternacht, ein neuer Bus war gerade abfahrbereit, als eine etwa 30 jährige junge Frau in feschem "luftigem" Ballkleid vobeikam, meine Schilderung der dramatischen Situation hörte und in heiligem Zorn sofort mitfahren wollte. Mit Mühe und Not konnte ich sie von ihrem Vorhaben vorerst abhalten, denn die Kleidung war alles andere als winterfest. Sie bestand darauf noch diese Nacht nach Hainburg gebracht zu werden. Da die Frau nicht aus Graz war und sie in kurzer Zeit nicht ihre eigenen Sachen holen konnte, mussten wir Aktivisten von der Unterhose bis zum Anorak in richtiger Größe des Nächtens und in kurzer Zeit auftreiben. Die junge Frau zog ihr Ballkleid in der "Dezentrale" aus und schlüpfte in die geliehene Winterkleidung. Um 3 Uhr in der Früh konnten wir sie in einem Kleinbus mit anderen "frischen" Besetzern nach Hainburg bringen. Zwei Tage später kam sie erschöpft zurück, war glücklich ihren Beitrag geleistet zu haben tauschte Winterkleidung gegen Ballkleid. Ihre müden aber strahlenden Augen nach den überstandenen Strapazen werde ich nicht vergessen. Ich selbst konnte wegen einer damals erst vor einiger Zeit überstandenen Nierenoperation nicht in die Au fahren, was gut war, denn ich konnte in Graz wesentlich mehr zur Sache beitragen als wenn ich mir dort eine Nierenbeckenentzündung geholt hätte. So konzentrierte ich mich hauptsächlich auf das Spenden sammeln. Und die Spenden flossen reichlich. Nicht selten war es, daß auch ein Tausender dabei war. Die meisten Spender legten einen Hunderter in den Spendentopf. Wir bekamen mehr Geld als wir erwarteten, so konnten auch dringend benötigte Ausrüstungsgegenstände, wie z.B. Decken und Funkgeräte angeschafft werden. Natürlich froren wir Aktivisten am Grazer Hauptplatz jämmerlich, konnten aber doch uns immer wieder in der "Dezentrale" - eigentlich damals unsere "Teezentrale"- anwärmen. Eines Nachts kam eine alte Frau um etwa 23h zu unserem frierenden Haufen mit einem großen Topf in der Hand und sagte " ich bin schon über 80 Jahre alt und verstehe nicht wie man diese schöne Natur zerstoren will. Ich habe leider nur eine so kleine Rente, daß ich nichts spenden kann. Aber ich habe euch 2 Hendeln gebraten, und die sind noch warm, weil ihr habts sicher einen Hunger, denn ich sehe euch schon viele Tage hier stehen, wenn ich vorbeikomme". Wir waren alle ob dieser Liebenswürdigkeit so beschämt, bekamen feuchte Augen vor Freude. Selten hat uns eine Mahlzeit so geschmeckt als damals. Natürlich gab es hin und wieder Leute welche uns beschimpften. Als ältester unserer Aktivistengruppe habe ich versucht diese Menschen zu beruhigen und ihnen unseren Standpunkt klarzulegen. Einigemale mit Erfolg, meist jedoch nicht. Kommentare wie "ihr gehörts ja vergast" oder "euch sollte die Feuerwehr wegspritzen, ihr gehörts in ein Arbeitslager" waren auch zu hören, dazu ist ja nichts mehr zu sagen. Alle Mühe und aller Aufwand hat sich gelohnt. Die Hainburger Au ist heute ein Nationalpark und Österreich ist stolz darauf.

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